Hast Du schon mal Crypto-Token im Wert von mehreren Tausend Euro an eine unbekannte Adresse geschickt, allein auf Grundlage einer Empfehlung von einer Person, die Du noch nie im echten Leben gesehen hast?
Immer mehr Menschen können diese Frage mit einem Ja beantworten. Zahlreiche Social-Media-Plattformen oder Dating-Apps bringen die Möglichkeit mit sich, mit anderen Menschen digital in Kontakt zu treten und das ist einer der großen Vorteile von diesen. Jedoch können auch Betrüger diese leichte Kontaktmöglichkeit ausnutzen, um unerfahrene Anleger um viel Geld zu erleichtern.
Das typische Vorgehen stellt sich in der Regel wie folgt dar: Über eine Social-Media-Plattform oder eine Dating-App wird ein Kontakt hergestellt und ein einfaches Gespräch gestartet. Der Kontakt wird aufrechterhalten, das Gespräch wird fortgeführt und regelmäßig auf einen anderen Kanal wie WhatsApp oder Telegram übergeleitet. Unter Umständen finden sogar Telefonate statt, um noch mehr Vertrauen aufzubauen. An irgendeinem Punkt wird das Thema gewechselt mit der Frage „Hast Du schon mal etwas von Crypto gehört?“. Der neue Kontakt erzählt von großen Gewinnen, die er oder sie mit Crypto-Investments erzielt hat. Und noch besser: Der neue Kontakt ist bereit, diese Informationen mit Dir zu teilen. Es ist ganz einfach: Nur wenige Schritte sind erforderlich, um bei einer Crypto-Exchange Crypto-Token wie Bitcoin, Ether oder USDT zu erwerben, auf die eigene Wallet zu transferieren und von dort auf eine Crypto-Investment-Plattform einzuzahlen. Dank der Hilfe des Kontakts alles kein Problem. Bestehen zu Beginn noch Zweifel an der Seriosität, so können diese schnell ausgeräumt werden durch eine Test-Auszahlung, welche die Crypto-Investment-Plattform, oder ab dieser Stelle besser Crypto-Betrugs-Plattform, sofort bearbeitet und durchführt. Dieser Vertrauensbeweis sowie die auf der Crypto-Betrugs-Plattform vorgetäuschten Gewinne motivieren die Nutzer, nochmals höhere Beträge auf der Plattform zu „investieren“.
Das böse Erwachen erfolgt erst mehrere Monate später.
Die auf der Plattform angezeigten Gewinne sind mittlerweile in das Unermessliche gestiegen, sodass selbst Top-Hedgefonds-Manager in New York neidisch werden würden. Doch auf das Auszahlungsverlangen hin passiert: Nichts. In noch dreisteren Fällen werden fadenscheinige Begründungen vorgeschoben, wonach etwa aus steuerlichen Gründen eine Auszahlung erst erfolgen kann, wenn ein weiterer Betrag in Höhe von mehreren Tausend Euro in die Wallet der Crypto-Betrugs-Plattform transferiert wird. An dieser Stelle beginnen viele Kunden, sich nicht mehr als erfolgreicher Investor sondern als Opfer der Plattform zu sehen und suchen rechtlichen Rat.
Die schlechte Nachricht für die Geschädigten ist, dass es – bei guter Planung und Ausführung des Betrugs – sehr schwer ist, die Identität der Täter zu ermitteln, sodass wir als Anwälte im Regelfall keine schnelle Rückgewinnung der verlorenen Crypto-Werte erreichen können. Wir können den Fall prüfen, feststellen, ob es sich dabei um ein betrügerisches Vorgehen handelt und ob eine rechtliche Verpflichtung zu weiteren Zahlungen besteht. Ebenfalls können wir unterstützen bei der Stellung einer Strafanzeige, die in jedem Fall zu empfehlen ist. Denn es besteht noch Hoffnung. Die Staatsanwaltschaft und Polizei geht gegen Cyberkriminalität immer stärker vor und im Falle eines erfolgreichen Ermittlungsverfahrens besteht zumindest die Möglichkeit, dass Teile der Beute wiedererlangt und anteilig an die Opfer ausgezahlt werden können. Hierzu ist es ratsam, die erlittenen Verluste detailliert in der Strafanzeige darzustellen, um von einer möglichen Wiedererlangung der Werte durch die Ermittlungsbehörden zu profitieren.
Die beste Zeit, um einen Schaden zu verhindern, ist allerdings, bevor er eintritt. Wer plant, relevante Beträge im Internet auf Ratschlag von unbekannten Personen zu investieren – sei es in Form von Fiat- oder Crypto-Währungen – ist gut beraten, die Seriosität des Angebots genau zu prüfen oder bei eigener Unerfahrenheit von einer fachkundigen Person prüfen zu lassen.