Apache-2.0: Die patente Allzweck­lizenz für FOSS-Projekte

Verbreitete Wahl für kommerzielle Softwareprojekte

GitHub listet die Apache-2.0 Lizenz seit Jahren unter den drei populärsten FOSS-Lizenzen. Frameworks wie Kubernetes, TensorFlow oder Android-Komponenten stehen unter dieser Lizenz, weil sie einerseits den Quellcode frei verfügbar macht und andererseits das unternehmenskritische Thema Patente adressiert: Die Lizenz gewährt eine weltweite, unentgeltliche Patentnutzung und entzieht sie automatisch, sobald Patentansprüche gegen Projektbeteiligte erhoben werden. Der Verzicht auf Copyleft-Klauseln erleichtert zudem den Einsatz in proprietären Produkten – ein wesentlicher Grund für die hohe Akzeptanz in Unternehmen.

Pflichtenpaket und typische Risiken

Die Lizenz gewährt weite Nutzungs- und Verwertungsrechte, fordert jedoch ein klar definiertes Mindest-Compliance-Programm:

Lizenz- und Copyright-Hinweise
Der vollständige Lizenztext muss jeder Distribution beiliegen, ganz gleich ob Quell- oder Binärform. Sämtliche Copyright-, Patent-, Marken- und Attribution-Vermerke sind im abgeleiteten Werk weiterzuführen.

Kennzeichnung von Änderungen
Geänderter Quellcode ist mit einem klaren Änderungsvermerk im betreffenden Abschnitt zu kennzeichnen („Modification notice“).

Umgang mit NOTICE-Dateien
Enthält das Ursprungsprojekt eine NOTICE-Datei, so muss deren Inhalt in abgeleiteten Werken sichtbar bleiben – entweder als Datei, innerhalb der Dokumentation oder während der Programmausführung.

Rechtsfallen in der Praxis

  • NOTICE-file als Pflichtangabe: Wird der NOTICE-Inhalt nicht weitergegeben, liegt ein Verstoß gegen Ziff. 4 Apache-2.0 vor.
  • Patent-Retaliation: Patentstreitigkeiten gegen andere Lizenznehmer führen zum automatischen Entzug der Lizenzrechte – interne Patent-Clearing-Prozesse sind daher essenziell.
  • Markennutzung: Die Lizenz überträgt keine Markenrechte; Produkt- und Marketingteams dürfen etwa „Apache“ oder Projektnamen nur mit separater Erlaubnis verwenden.
  • Lizenzkompatibilität: Obwohl Apache-2.0 mit vielen permissiven Lizenzen harmoniert, ist sie nicht mit der GPL-2.0 kompatibel. Erst ab GPL-3.0 wurde diese Hürde beseitigt. Auch bei weiteren Copyleft Lizenzen ist die Kompatibilität mit der Apache-2.0 Lizenz fraglich
  • CI/CD-Automatisierung: Build-Pipelines, die Header automatisch „bereinigen“, dürfen Lizenz- oder Copyright-Hinweise nicht entfernen.

Compliance sichert Handlungsfreiheit

Die Apache-2.0 eröffnet ein hohes Maß an Gestaltungsfreiheit, verlangt jedoch sorgfältige Prozesse: Lizenz- und NOTICE-Dateien müssen konsistent weitergegeben, Modifikationen klar dokumentiert und Lizenzinkompatibilitäten frühzeitig abgeklärt werden. Wird dieses Pflichtenset verantwortungsvoll umgesetzt, bleibt die Lizenz ein vielseitiges Werkzeug, um FOSS-Code ohne virale Copyleft-Effekte in kommerziellen Produkten zu nutzen.